Medizinisches Cannabis: Anwendung, Rezepte & Wirkung â Blog
Inhaltsverzeichnis
- Was ist medizinisches Cannabis?
- VerschreibungsfÀhige Cannabisprodukte
- FĂŒr welche Krankheiten ist Cannabis gut?
- Rechtliche Lage & Rezept in Deutschland
- BlĂŒten, Extrakte & Ăle
- Nebenwirkungen & Risiken
- FAQ aus der Community
Was ist medizinisches Cannabis?
Unter medizinischem Cannabis versteht man Hanfpflanzen oder daraus gewonnene Wirkstoffe, die zu therapeutischen Zwecken eingesetzt werden. Im Unterschied zum FreizeitÂkonsum stehen medizinische PrĂ€parate unter staatlicher Kontrolle und werden von Ărzten auf Rezept verordnet. Die Wirkung entfaltet sich ĂŒber das körpereigene EndocannabinoidâSystem: körpereigene Botenstoffe binden an CB1-Rezeptoren im Gehirn und an CB2-Rezeptoren im Immunsystem und regulieren so Appetit, Schmerzempfinden, Stimmung und viele weitere Funktionenă962254054134983â L222-L240ă. Phytocannabinoide wie THC und CBD greifen in dieses System ein.
- THC (Tetrahydrocannabinol) bindet ĂŒberwiegend an CB1-Rezeptoren. Es sorgt fĂŒr die bekannten psychoaktiven Effekte wie Euphorie, verĂ€nderte Sinneswahrnehmung, MĂŒdigkeit und gesteigerten Appetită962254054134983â L292-L306ă. Nebenwirkungen können MĂŒdigkeit, GedĂ€chtnisstörungen oder Herzrasen sein.
- CBD (Cannabidiol) hat keine berauschende Wirkung. Es interagiert vor allem mit CB2-Rezeptoren, wirkt entzĂŒndungshemmend und anxiolytisch und kommt u. a. bei Epilepsie zum Einsatză962254054134983â L320-L329ăă909397314090425â L131-L142ă.
- Indicaâ und SativaâSorten unterscheiden sich sowohl in ihrem Wuchs als auch im VerhĂ€ltnis von THC zu CBD: IndicaâPflanzen enthalten meist mehr CBD und bewirken einen eher körperlich entspannenden âstonedââEffekt. SativaâSorten wachsen höher, liefern mehr THC und wirken geistig anregend und euphorisierendă163713949836762â L305-L345ă. Moderne Hybride kombinieren beide Eigenschaften.
VerschreibungsfÀhige Cannabisprodukte
Seit 2017 dĂŒrfen Ărzte in Deutschland Cannabis zu medizinischen Zwecken verschreiben. Mit dem neuen Cannabisgesetz (CanG) wurde die Pflanze zum 1. April 2024 aus dem BetĂ€ubungsmittelgesetz gestrichen; medizinische Anwendungen sind aber weiterhin ĂŒber das MedizinalâCannabisgesetz (MedCanG) geregeltă851531893367025â L935-L949ă. Ărztinnen und Ărzte stellen nun ein normales Rezept aus â das spezielle BetĂ€ubungsmittelrezept ist nicht mehr erforderlichă775383078320565â L1588-L1599ă. VerschreibungsfĂ€hig sind verschiedene Zubereitungen:
- CannabisblĂŒten â getrocknete BlĂŒten mit definiertem THCâ/ CBDâGehalt, meist zur Inhalation mit einem Verdampfer.
- Dronabinol â synthetisches THC in Ălâ oder Kapselform; eingesetzt bei Ăbelkeit, Appetitlosigkeit und Schmerzen.
- Nabiximols (SativexÂź) â Mundspray mit einem VerhĂ€ltnis von THC zu CBD; zugelassen zur Behandlung von Spastiken bei Multipler Sklerose.
- Cannabisextrakte und Ăle â standardisierte Extrakte mit unterschiedlichen THCâ/ CBDâVerhĂ€ltnissen; ermöglichen eine individuelle Dosierung.
FĂŒr welche Krankheiten ist Cannabis gut?
Die Wirksamkeit von Cannabis ist je nach Erkrankung unterschiedlich gut belegt. Die Verordnung erfolgt in der Regel dann, wenn Standardtherapien nicht ausreichend wirken oder starke Nebenwirkungen verursachen. HĂ€ufig genannte Anwendungsgebiete sind:
- Chronische Schmerzen â etwa bei neuropathischen Schmerzen, Fibromyalgie oder rheumatischen Erkrankungen.
- Spastik bei Multipler Sklerose â Nabiximols kann MuskelkrĂ€mpfe lindern.
- Appetitlosigkeit und Ăbelkeit â z. B. wĂ€hrend einer Chemotherapie oder bei HIV/Aids.
- TouretteâSyndrom und ADHS â in EinzelfĂ€llen können Symptome wie Tics reduziert werden.
- Epilepsie â insbesondere CBDâhaltige PrĂ€parate werden bei bestimmten schwer behandelbaren Epilepsieformen eingesetztă962254054134983â L320-L329ă.
- Palliative Medizin â Linderung bei schweren, unheilbaren Erkrankungen.
Auch wenn viele Patientinnen und Patienten profitieren, ist die Datenlage noch begrenzt. Die Therapie sollte stets durch einen erfahrenen Arzt begleitet werden.
Rechtliche Lage & Rezept in Deutschland
Die gesetzliche Situation hat sich 2024 grundlegend geĂ€ndert. Das Cannabisgesetz erlaubt Erwachsenen den Besitz von bis zu 25 g getrocknetem Cannabis in der Ăffentlichkeit und 50 g zu Hause; auĂerdem dĂŒrfen bis zu drei weibliche Pflanzen privat angebaut werdenă846633402990903â L169-L181ă. FĂŒr den Freizeitkonsum können sich Erwachsene ab dem 1. Juli 2024 in sog. Anbauvereinigungen zusammenschlieĂen. Diese Clubs dĂŒrfen pro Mitglied maximal 50 g Cannabis pro Monat abgeben; der Konsum vor Ort ist verboten und strenge Abstandsregeln zu Schulen und KindergĂ€rten geltenă846633402990903â L189-L198ă.
- Medizinisches Cannabis bleibt durch das MedCanG geregelt: Die Bundesopiumstelle beim BfArM erteilt Genehmigungen fĂŒr Anbau und Importă851531893367025â L935-L949ă. Ărztinnen und Ărzte verschreiben Cannabis auf einem normalen Kassen- oder Privatrezeptă775383078320565â L1588-L1599ă.
- KostenĂŒbernahme â Gesetzliche Krankenkassen können die Kosten ĂŒbernehmen, wenn eine schwerwiegende Erkrankung vorliegt und andere Therapien ausgeschöpft sind. Der Antrag muss vor der ersten Verordnung genehmigt werden.
- Freizeitkonsum â Die Regeln fĂŒr Clubs gelten nicht fĂŒr medizinische Patientinnen und Patienten. Dennoch dĂŒrfen diese die allgemeinen Besitzâ und Anbaumengen nicht ĂŒberschreiten.
BlĂŒten, Extrakte & Ăle
Die Wahl der Darreichungsform beeinflusst Wirkungseintritt, Dosierung und Nebenwirkungsprofil:
- BlĂŒten zum Inhalieren â Der Einsatz eines Vaporizers verhindert Verbrennungsprodukte und sorgt fĂŒr einen schnellen Wirkeintritt. Verschiedene Sorten mit unterschiedlichen THCâ/ CBDâGehalten stehen zur VerfĂŒgung.
- Ăl und Extrakt â Tropfen unter die Zunge oder Kapseln eignen sich zur chronischen Einnahme. Die Wirkung setzt langsamer ein, hĂ€lt aber lĂ€nger an.
- Esswaren (Edibles) â Hier wird Cannabis in Lebensmitteln verarbeitet. Die Wirkung tritt erst nach 30â90 Minuten ein und hĂ€lt mehrere Stunden an.
- Rauchen â das Verbrennen der BlĂŒten setzt Schadstoffe wie Teer frei und sollte vermieden werden.
Nebenwirkungen & Risiken
Wie jedes Arzneimittel kann auch Cannabis unerwĂŒnschte Wirkungen verursachen. Die Risiken sind abhĂ€ngig von der Dosierung, vom VerhĂ€ltnis von THC zu CBD und von der individuellen Empfindlichkeit.
- Kurzfristige Effekte â MĂŒdigkeit, Schwindel, BeeintrĂ€chtigung von Aufmerksamkeit und Reaktionsvermögen, trockener Mund, gerötete Augen, erhöhter Puls und gesteigerter Appetită962254054134983â L292-L306ă.
- Psychische Effekte â Angst, Unruhe oder paranoide Gedanken können auftreten, insbesondere bei hohen THCâDosen.
- Langfristige Risiken â Bei regelmĂ€Ăigem Konsum kann sich eine psychische AbhĂ€ngigkeit entwickeln. Besonders Jugendliche und Schwangere sollten auf den Konsum verzichten, da Gehirn und Fötus empfindlich reagieren.
- Interaktionen â Cannabis kann die Wirkung anderer Medikamente beeinflussen (z. B. BlutverdĂŒnner). Eine Ă€rztliche Beratung ist daher unerlĂ€sslich.
- Keine Teilnahme am StraĂenverkehr â Unter dem Einfluss von THC ist das FĂŒhren von Fahrzeugen verboten; der Abbau kann bis zu mehreren Tagen dauern.
FAQ aus der Community
Welche Organe schÀdigt Cannabis?
Die Hauptgefahr geht vom Rauch aus: Verbrennungsprodukte können Lunge und Atemwege belasten. Zudem steigert THC die Herzfrequenz; bei bestehenden HerzâKreislaufâErkrankungen ist Vorsicht geboten. Chronischer starker Konsum kann sich negativ auf Leber und Gehirn auswirken. Beim medizinischen Gebrauch ĂŒber Vaporizer oder Ăl sind diese Risiken geringer.
Warum sollte man Cannabis nicht rauchen?
Beim Rauchen entstehen Teer, Kohlenmonoxid und andere Schadstoffe. Diese reizen die Atemwege und erhöhen das Risiko fĂŒr Bronchitis. Der Einsatz eines Verdampfers oder die Einnahme von Extrakten ist daher deutlich schonender.
Warum ist Cannabis so gesund?
Cannabis wirkt vor allem symptomlindernd: Es kann Schmerzen, Spastik und Ăbelkeit reduzieren und die LebensqualitĂ€t erhöhen. Eine âgesundeâ Wunderpflanze ist es jedoch nicht â Risiken und Nutzen mĂŒssen gegeneinander abgewogen werden.
Welche Arten von Cannabis gibt es?
GrundsĂ€tzlich unterscheidet man zwischen Indica, Sativa und Hybriden. IndicaâSorten bleiben klein, haben breite BlĂ€tter und enthalten oft mehr CBD, was zu einem beruhigenden KörpergefĂŒhl fĂŒhrt. SativaâPflanzen werden sehr hoch, besitzen schmale BlĂ€tter und enthalten meist mehr THC â der Effekt ist geistig anregend und âhighâă163713949836762â L305-L345ă. Hybride kombinieren Merkmale beider Unterarten.
Was ist besser, Indica oder Sativa?
Das hĂ€ngt von deinem Ziel ab: Wer Entspannung und Schmerzlinderung sucht, greift eher zu IndicaâSorten oder CBDâreichen Hybriden. FĂŒr kreative Projekte oder TagesaktivitĂ€ten eignen sich SativaâSorten mit höherem THCâAnteil. Die persönliche VertrĂ€glichkeit sollte immer getestet werden.
Hinweis: Dieser Beitrag ersetzt keine medizinische Beratung. Sprich mit deinem CannabisâArzt ĂŒber Therapieoptionen und Dosierung. Weitere Informationen findest du auch in unserem Beitrag zu CannabisâRezepten und der Auswahl einer geeigneten CannabisâApotheke.